Allgemein Fliegen Paragliding

Unplanned Hike & Fly

Am Sonntag dem 04.08.2019 war wiedermal ein recht gut fliegbarer Tag angesagt worden. Ich hatte zwar am Samstag gesehen, dass der NW Wind den Talwind verstärkt hatte und Leute rückwärts landeten im Lehn. Trotzdem ging ich davon aus, dass am Sonntag etwas fliegbar sein würde.

Ich plante eigentlich einen weiteren flug von der First zu machen und dann evtl. den traum meines Kollegen an zu steuern und zu versuchen First – Männlichen – Schilthorn zu fliegen. Ich rechnete nicht damit, dass ich es schaffen würde, aber ich würde sicher wertvolle Erfahrungen sammeln können und so meinen Weg ins XC fliegen langsam finden.

Am Sonntag Morgen entdeckte ich dann einen Whatsapp Status von Bänz einem ehemaligen Mitschüler, “Ready to fly” und dachte mir ich schreibe Bänz mal um zu sehen wo er so vor hat hin zu gehen. Er antwortete mir umgehend, dass er aufs Niederhorn geht und ich soll doch auch kommen. Nach kurzem überlegen, überwiegte die vorfreude wieder mit Bänz ein bisschen zu fachsimpeln und ich entschied mich den First flug über Board zu werfen und lieber mit Bänz aufs Niederhorn zu gehen. Wir trafen uns kurz vor 12 Uhr in der Warteschlange am Niederhorn und begaben uns auf dem Gipfel angekommen zuerst mal ins Restaurant um unsere “route” zu besprechen.

Bänz hatte eigentlich vor am Niederhorn zu starten, den Burgfeldstand zu überhöhen und dann an den Därliggrat zu wechseln um dort noch etwas zu soaren. Aber auch der Vorschlag eines Chillout-Chat Teilnehmers vom Niederhorn richtung Brienz zu gehen wurde besprochen. Wir entschieden uns dann zuerst mal zu schauen ob wir über den Burgfeldstand kommen und von dort dann weiter zu schauen. Also gings los an den Startplatz.

Am Startplatz hatten wir schönen aufwind und der gefürchtete Rückenwind war nirgends zu entdecken. Wir legten gemütlich unsere Schirme aus und waren irgendwann bereit zum Starten, Ich entschied als “Windsack” einmal raus zu gehen und startete vor meinen Kameraden. Der Start war sicher nichts schönes denn ich erwischte seitenwind, dann drehte ich in den Wind und flog richtung Niederhorn bergstation, erwischte etwas thermik und dann einen richtig groben seitenklapper. Ich drehte wieder richtung Wald/Beatenberg und musste bemerken, dass es mir nicht mehr über die Bäume reichen wird. In sekundenbruchteilen entschied ich mich zu einer Hanglandung und setzte dann, wenigstens verletzungsfrei wieder am Hang auf.

Nach meinem “bruchstart” versuchte sich Johannes der schon 3 Monate nicht mehr in der Luft war und kam gar nicht vom Boden weg. Domi der mit gezerrten Bändern angetreten war, wollte gar nicht versuchen zu starten wenn man so viel rennen musste und Bänz wollte dann nicht alleine in der Luft sein. Am ende entschieden wir, dass wir zu lange gewartet hatten und man am besten vor 12uhr vom Niederhorn startet.

Nun hätte alles vorbei sein können aber wir entschieden uns eine regelrechte Odyssee an zu treten. Am Burgfeldstand ist auch ein Startplatz und wir entschieden uns in die Richtung zu gehen, als wir am Fusse des Burgfeldstandes angekommen waren, fragten wir uns gerade wo der Startplatz sei als wir einem Gleitschirm zusahen der startete. Er flog ca. 30sek geradeaus, da kassierte er einen kompletten Front-Stall reagierte schlecht und drehte in einem 3 fachen Heli-Manöver (welches einen Akropiloten neidisch gemacht hätte) richtung Boden um sich dann wenige Meter über dem Boden ab zu fangen und doch noch raus zu fliegen. Unsere expertise dazu war: Die haben dort den gleichen Rotor wie am Niederhorn da müssen wir gar nicht hin.

Anstatt nun einfach zum Niederhornbähnli zurück zu kehren und zu einem tieferen Startplatz zu gehen, entschieden wir uns weiter zu gehen. “Da vorne können wir sicher starten da hats eine schöne wiese” 30min später mussten wir erkennen, dass die Wiese nicht steil genug war und wir nie vom Boden weggekommen wären. Aber von dort aus sahen wir bereits eine Nächste vielversprechende Wiese. weitere 20min gehen später mussten wir feststellen, dass die Wiese zwar steil war aber das weitere Gelände zu flach und von Bäumen eingekreist war. So irrten wir weiter bis wir kurz über dem Beatenberg Hohwald Startplatz waren und uns dann entschieden an bekannten gefilden zu starten.

Im Hohwald angekommen legten wir wieder unsere Schirme aus nur um dann von 3 verschiedenen Tandemunternehmen aufgehalten zu werden. So starteten wir mit recht viel Abstand, zwei von uns wollten eher richtung Lehn und soffen im durch NW Wind verstärkten Talwind gnadenlos ab. Bänz erreichte den Harder und konnte dort gut wieder Höhe gutmachen und ich fand direkt rechts vom Startplatz Thermik und konnte den startplatz um 440m überhöhen. Nachdem ich einen Blick auf unseren Weg richtung Hohwald geworfen hatte (also wieder richtung Niederhorn geflogen bin) flog ich dann an den Harder zu Bänz um dort mit ihm etwas zu soaren. Das soaren am Harder lief sehr gut und wir konnten unsere Höhe lange halten, bis ich dann mal fand jetz geh ich landen. Bänz kam mit und wir flogen lange Seite an Seite über Interlaken und genossen einfach die Aussicht und das fliegen an sich.

Die Landung auf der Höhenmatte ging auch mehr oder weniger gut (die kleinen Thermik-Bubbles direkt über dem Boden waren etwas unbequem) und nach dem packen waren auch unsere beiden Kollegen die im Lehn abgesoffen sind bei uns, wir begaben uns deshalb auch ins Landebier.

Am Ende sind wir den grössten Teil des Tages gewandert und waren nur wenig in der Luft trotzdem habe ich viel gelernt und es hat mir extrem gefallen. Mein Fazit aus dem ganzen: Hike&Fly ist nicht so einfach wie die Leute denken. Am Niederhorn muss man vor 12Uhr raus sein sonst ist der Rückenwind zu stark. Fliegen mit andern macht viel Spass, vorallem wenn man dann in der Luft nebeneinander ist und miteinander sprechen kann. Landebier ist 100* besser als jedes andere Bier.

Mein Flug: https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:ThinkAdvantage/4.8.2019/15:24#fd=flight

Aussicht beim Wandern…