Am 25. September war es so weit: Ich konnte meinen Nachnamen von Jülich auf Eymann wechseln.
Wie komme ich dazu? Da muss ich ganz am Anfang ausholen:
Ich wurde 1988 als Kind von einem 15 Jährigen Vater und einer 16 Jährigen Mutter geboren. Schon relativ schnell war klar, dass ich nicht bei meiner Mutter bleiben konnte. In einem kurzen Rechtsverfahren wurde entschieden, dass die Pflegemutter meiner Mutter die elterliche Gewalt erhalten sollte. Meine Pflege-Grossmutter (Keine Ahnung wie man die Pflegemutter der eigenen Mutter nennen soll) entschied, bis meine Mutter mir ein geregeltes Leben bieten konnte, mich in einer Pflegefamilie unter zu bringen.
Ich landete im Dezember 1989 in Gerzensee bei der Familie Eymann. Die Familie bestand zu dem Zeitpunkt aus den Eltern Greti und Kurt und den Geschwistern Anita, Reto, Michael und Florian. Die 6 Eymanns wohnten in einem wunderbaren Bauernhaus mit viel Umschwung. Ich hatte die schönste Kindheit die man sich wünschen konnte! Eine tolle Familie welche mich aufnahm wie ein eigenes Kind, Tiere um uns herum und viel Platz um Unfug zu treiben. Auch das Dorf hatte den “Fremdling” problemlos aufgenommen.
Glücklicherweise, für mich und meine Aufenthaltsdauer bei Eymanns, hatte meine Mutter kaum Interesse mich wieder zurück zu holen. So konnte ich meine ganze Jugend in Gerzensee verbringen um schliesslich eine Informatikerlehre zu absolvieren, meine Freundin kennen zu lernen und ein ganz normales Leben zu starten. Dank der Familie Eymann wurde die “Belastung” Pflegekind zum besten was mir je passieren konnte. Auch nachdem ich von Zuhause ausgezogen bin, blieb ich meiner Familie weiterhin eng verbunden. Meine Geschwister bauten ihre eigenen Familien auf. Nun sind wir nicht mehr sieben Leute am Tisch sondern bereits 20 Leute und jedes Jahr werden es mehr.
Als ich meine Freundin am 14. Mai 2017 gefragt habe ob Sie mich heiraten möchte, war für mich 100% sicher, dass ich nach der Heirat nicht mehr Jülich heissen würde. Ich hatte überhaupt keine Verbindung zu diesem Namen und wollte ihn sicher nicht meiner Zukünftigen zumuten. Dafür gab es zwei Varianten: 1. Ich stelle einen Antrag für eine Namensänderung bei den Behörden oder 2. Ich nehme bei der Hochzeit den Nachnamen meiner Freundin an. (Ich habe zu den Eltern meiner Freundin ein ausgezeichnetes Verhältnis und wäre auch sehr stolz gewesen Ihren Namen tragen zu dürfen.)
Um meiner Familie zu danken was sie für mich geleistet haben, war es für mich klar dass die erste Variante klar mein Favorit war. Wie könnte ich meine Familie besser ehren als ihren Namen an zu nehmen?
Ich habe mich somit beim Team Namensänderung des Kantons Bern gemeldet und einen Antrag auf Namensänderung eingereicht. Nach einigen Briefwechseln, Dokumenten die nachgereicht werden mussten und einer grossen Portion Geduld, kam am 25. September die erleichternde Meldung. Das Team Namensänderung hatte meine Gründe als ausreichend befunden und meinen Namenswechsel genemigt.
Ich habe nun einiges zu tun aber ich bin so unglaublich erleichtert! Ich habe mich schon immer als Teil der Familie Eymann gefühlt, aber nun ist der grösste Nachweis meiner “anderen” Herkunft ausgelöscht. Ich muss nie mehr erklären woher ich den komischen Nachnamen habe. Ich muss nie mehr jemandem erklären, dass ich zwar einen deutschen Nachnamen habe aber ein ganz normaler “bärner Giel” bin. Eine neue Zeitrechnung beginnt für mich, ich feiere von nun an am 25. September meinen zweiten Geburtstag!
Zum Schluss möchte ich nochmal meiner Familie für alles danken was Sie für mich getan haben, damit ich eine Chance habe auf ein ganz normales Leben. Was Eymanns geleistet haben ist mit keinem Geld der Welt begleichbar und ich werde Ihnen auf ewig dankbar sein! MERCI VIEL MAL!